Sonntag, 17. März 2013

Valentinsmorgen - Donnerstag, 14. Februar 2013

Es klingelte an der Tür. Lotte stutzte. Eigentlich erwartete sie niemanden und wenn sie niemanden erwartete, ignorierte sie die Türklingel in der Regel, da in diesem Haus andauernd irgendjemand klingelte und sie keine Lust hatte, sich mit irgendwelchen Werbeboten oder Zeugen Jehovas auseinanderzusetzen. Als es erneut klingelte und diesmal länger, war zumindest klar, dass derjenige unten zu ihr wollte und nicht nur generell Einlass begehrte, um an die Briefkästen zu kommen. Vielleicht war es der Paketbote, der klingelte manchmal so beharrlich. Sie beschloss, wenigstens mal an der Gegensprechanlage nachzuhören.

"Eine Lieferung für Sie!"

Instinktiv betätigte Lotte den Türöffner, erst dann dachte sie an ihr Auge. Hastig griff sie nach ihrer Sonnenbrille. Sollte der Paketbote denken, was er wollte. So unmittelbar nach Karneval würde sie nicht die einzige seltsame Gestalt sein, die ihm die Türe öffnete.
Plötzlich kamen ihr Zweifel. Sie hatte doch gar nichts bestellt. Nicht, dass es eine Falle von Jan war? Sie hörte jemanden die Stufen hochkommen und rief sich zur Ordnung. Als wenn Jan sie in ihrer Wohnung überfallen würde, langsam wurde sie wirklich paranoid. Trotzdem blickte sie erst vorsichtig durch den Spion, bevor sie ihre Wohnungstür öffnete. Sie erblickte einen älteren Mann, der tatsächlich eher wie ein Bote als wie ein Mörder aussah.
Sie öffnete die Tür.

"Da hatten Sie aber einen großzügigen Valentin. Eine Unterschrift bitte, die Dame!"

Der Bote reichte ihr eine Flasche Champagner, an deren Hals eine Rose befestigt war. Sie hatte das Gefühl, dass er die ganze Zeit auf ihre Sonnenbrille starrte. Hastig unterschrieb sie und griff dann nach dem Euro für den Einkaufswagen aus ihrem Schlüsselmäppchen und drückte ihn dem Mann als Trinkgeld in die Hand. Er bedankte sich und wünschte Ihr viel Spaß beim Anstoßen am Abend mit dem Liebsten.

Lotte schnaubte. Von wem auch immer dieser Valentingsgruß kam, sie würde heute Abend sicherlich mit keinem Liebsten anstoßen. Erst jetzt sah sie, dass zusammen mit der Rose auch noch ein kleiner Umschlag an der Flasche befestigt war. Sie öffnete ihn und las.


Liebe Charlotte,
ich mag kein Valentin und Du keine Blumensträuße, deswegen sieh diesen Gruß (ich hoffe, die Champagnerflasche ist größer als das Blümchen) als Zeichen dafür, dass ich nicht nur an Valentin, sondern jeden Tag an Dich denke und Dich wahnsinnig vermisse. Gib uns eine Chance und lass uns reden!
Lars


Sofort stiegen ihr die Tränen in die Augen. Wie süß von Lars. Sie musste an die Worte des Boten denken. Wie gerne würde sie heute Abend mit Lars anstoßen, aber sie wusste nicht einmal, wo er war. Und eigentlich wollte sie es auch nicht wissen. Wahrscheinlich überreichte er gerade Ute einen überdimensionalen Blumenstrauß, schließlich musste der allwöchentliche Blumenstrauß an Valentin ja getoppt werden. Allein der Gedanke widerte sie an. Warum hatte er nicht einfach Schluss machen und alles gut werden können?
Trotzdem sehnte sie sich gerade unendlich nach ihm. Sie nahm den Champagner, legte ihn in den Kühlschrank und stellte die Rose in eine Vase. Dann griff sie zu ihrem Handy und schrieb eine SMS an Lars.

Danke.

Das musste reichen. Sie war gespannt, ob er reagieren würde.

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