Dienstag, 12. März 2013

Aschermittwoch - Mittwoch, 13. Februar 2013

Ute war froh, dass dieses fürchterliche Karnevalstreiben endlich ein Ende hatte und das Leben in der Stadt nun wieder seinen gewohnten Gang ging. Vorallem aber war sie auch voller freudiger Erwartung, was die nächsten Tage ihr bringen würden. Morgen war Valentin und Lars kehrte aus Paris zurück. Auch wenn es wenig Anlass zur Hoffnung gab, dass ausgerechnet am Valentinstag wieder alles gut werden würde zwischen ihnen, so hoffte sie doch insgeheim darauf, dass er sich durch seine lange Pause in Paris inzwischen ein wenig beruhigt hatte und morgen die Versöhnung mit ihr suchen würde. Vielleicht freute er sich inzwischen ja auch auf das Kind. Und auch wenn Lars bisher immer seine Verachtung gegenüber Valentinsgeschenken geäußert hatte, so träumte sich doch ein klitzekleines bisschen davon, dass er morgen heim kam und ihr sagen würde, alles sei wieder gut, er habe die Schwangerschaft nur erst einmal verdauen müssen und nun habe er sich für sie und das Kind und gegen Charlotte entschieden. Könnte es einen besseren Anlass dafür geben, als Valentin? Vielleicht war es ja kein Zufall, dass er ausgerechnet diesen Tag für seine Rückkehr und ein Gespräch ausgesucht hatte. Irgendwo tief in seinem Inneren musste doch auch Lars Laslandes einen kleinen Hauch von Romantik haben....

Eine gewisse Euphorie trug Ute auch deswegen in sich, weil sie weiterhin ihre Periode nicht bekommen hatte. Übermorgen war der Frauenarzttermin endlich, dann würde sie Gewissheit erlangen, aber so langsam durfte sie sich doch ihrer Meinung nach berechtigte Hoffnung machen, tatsächlich schwanger zu sein. So lange war sie noch nie überfällig gewesen. Sie musste lächeln. Sie war sich sicher, alles würde gut werden, wenn sie tatsächlich ein Kind erwartete. Wenn nicht schon morgen, dann eben bald. Lars würde sie nicht verlassen, wenn sie schwanger war. Er würde sich seinem Kind nicht entziehen können. Vielleicht konnte sie ihm am Freitag schon ein Ultraschallbild zeigen...

*****

Gerade hatte Lotte bei ihren Eltern angerufen und für das traditionelle Familienfischessen am Aschermittwoch-Abend abgesagt. Mit ihrem Auge konnte sie dort unmöglich erscheinen, sie hatte keine Lust, irgendwelche Fragen dazu beantworten zu müssen oder sich Vorwürfe über ihren Umgang gefallen zu lassen. Sie hatte Übelkeit vorgeschoben, wobei vorgeschoben relativ war, ihr war tatsächlich mal wieder totschlecht. Es war einfach alles zu viel momentan. Sie vermisste Lars und war inzwischen doch daran interessiert, was er ihr zu sagen hatte. Die Ungewissheit darüber, was passiert war, war anscheinend doch noch schlechter zu ertragen als irgendeine unbequeme Wahrheit. Nur, ob er ihr die Wahrheit sagen würde, war ja auch die Frage. Sie befürchtete, nur wieder irgendwelche Ausflüchte am Telefon zu hören, eigentlich war es das, was sie bisher abgeschreckt hatte, ihm zuzuhören. Aber inzwischen war die Sehnsucht so stark, dass sie glaubte, falls er heute wieder anrufen würde, würde sie den Anruf annehmen und sich anhören, was er ihr zu sagen hatte.

Aber er rief nicht an. Bis sie ins Bett ging, hatte sie an diesem Tag weder einen Anruf, noch eine Mail oder SMS von Lars erhalten. Das erste Mal seit Tagen, dass er sich gar nicht gemeldet hatte. Vielleicht hatte er aufgegeben. Ausgerechnet jetzt, wo sie so gerne mit ihm gesprochen hätte. Aber den ersten Schritt zu tun und sich selbst bei ihm zu melden, so schlecht ging es ihr noch nicht. Nein, er musste kommen.

*****

Stundenlang war Lars durch Paris gelaufen auf der Suche nach einem Geschenk für Charlotte. Was schenkte man der Frau zum Valentinstag, die man am liebsten heiraten wollte, während man ihr die Nachricht überbringen musste, dass man sich immer noch nicht von seiner Frau trennen konnte, weil diese nun ein Kind erwartete? Er hatte kein adäquates Geschenk gefunden. Als er die Frage per SMS an Frank weitergeleitet hatte, hatte dieser ihm nur zurückgeschrieben, er solle am besten etwas Kleines wählen, damit könne sie ihm wenigstens nicht sofort den Schädel einschlagen. Er hatte ja Recht. Charlotte hätte allen Grund, ihm sein Geschenk um die Ohren zu hauen und er war sich relativ sicher, dass sie dazu durchaus in der Lage war, wenn er ihr morgen die Situation nicht sehr gut erklären konnte. Aber gab es eine gute Erklärung? Konnte er erwarten, dass sie Verständnis für die Situation zeigte? Er war sich nicht sicher. Eigentlich wollte er gerne ihre Meinung hören, wie er nun weiter mit Ute umgehen sollte, ob er sich trennen konnte, wenn sie schwanger war oder nicht, aber er sah ein, dass sie in der momentanen Situation wohl die falsche Ansprechpartnerin war. Er konnte kaum von ihr verlangen, dass sie ihm auch noch darin bestärkte, bei Ute zu bleiben. Wahrscheinlich würde sie es sogar tun, im Gegensatz zu ihm besaß sie Rückgrat, aber er wollte es ihr nicht antun.
Sein momentan favorisierter Plan war, sich von Ute zu trennen, sobald das Kind da war, so dass die Schwangerschaft nicht gefährdet würde. Aber wahrscheinlich konnte er das Charlotte so nicht kommunizieren, sie würde sich sicherlich erneut vertröstet fühlen und möglicherweise klang es auch zu grausam für eine Frau.
Hoffentlich würde sich alles morgen spontan finden. Charlottes Nähe hatte ihm immer Kraft gegeben und vielleicht würde sie ihn morgen auch spontan die richtigen Worte finden lassen. Bis dahin musste er dann nur noch das passende Geschenk finden. Er hoffte, über Nacht noch eine Eingebung zu bekommen.
Gemeldet hatte er sich heute bewusst nicht bei Charlotte. Ein bisschen Abstand vor seinem Überfall morgen war vielleicht ganz gut und außerdem konnte er so ausschließen, sich kurzfristig doch noch eine Abfuhr einzufangen, bevor er morgen bei ihr aufkreuzen wollte.

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