Donnerstag, 14. Februar 2013

Weiberfastnacht - Donnerstag, 07. Februar 2013

Es war Weiberfastnacht und als hätte der liebe Gott doch ein Einsehen mit den Jecken, waren an diesem Morgen sowohl Lottes Übelkeit als auch das angesagte schlechte Wetter nicht vorhanden. Auch ansonsten fühlte Lotte sich deutlich besser, die Trägheit und Traurigkeit der vergangenen Tage hatten nachgelassen und sie freute sich fast ein wenig, sich gleich ins jecke Treiben zu stürzen, während sie früh am Morgen mit Schröder seine Runde drehte, bevor er gleich ins Karnevalsasyl zu Frau Klein ziehen würde.

Bei Doro angekommen stieg Lottes Laune weiter, sicherlich nicht zuletzt durch das Sektfrühstück. Vorglühen hatte noch keinem geschadet. Nach dem Frühstück schlüpften sie in ihre Kostüme und halfen sich gegenseitig beim Schminken. Sie zogen heute beide als Meerjungfrauen los und hatten sich schon vor Wochen entsprechende Kleider besorgt. Diese hätten sehr sexy sein können, aber aufgrund der Temperaturen entschieden sie sich für die pragmatische Variante und zogen vorerst dicke Mäntel darüber. Direkt nach dem ersten Tag Karneval mit einer Erkältung außer Gefecht zu sein, war das Letzte, was sie wollten.

Doro merkte Lotte nichts an, sie war selbst erstaunt, wie gut sie ihre traurigen Gedanken an diesem Tag verdrängen konnte. Neben dem Alkohol spielte dabei sicherlich auch der nette Pirat eine Rolle, den sie gemeinsam mit seinen Freunden schon recht früh an diesem Tag auf der Zülpicher Straße kennengelernt hatten. Nach einer Stunde gemeinsamen Tanzens hatte Lotte seine Zunge im Mund und nach zwei Stunden wusste sie immerhin, dass er Marcel hieß. Während sie gerade mit Doro darüber diskutierte, ob Marcel es wert wäre, ihn möglicherweise mit nach Hause zu nehmen, torkelte er plötzlich hinaus und übergab sich. Damit war die Antwort gegeben und sie und Doro beschlossen, noch einmal weiter in eine andere Kneipe zu ziehen. Dort lernte sie unter anderem einen Polizisten namens Fabio kennen und er überzeugte sie am Ende des Tages, dass jemand der Fabio heiße doch auf jeden Fall von einer Dame, die als Arielle verkleidet war, nach Hause begleitet werden müsse. Nachdem er ihr ein fürstliches Frühstück, falls benötigt auch mit salzigem Hering gegen den Kater, versprochen hatte, zog Lotte tatsächlich mit ihm heim und ließ den Tag ohne einen einzigen Gedanken an Lars ausklingen. Allerdings war es mit gefühlten 4 Promille sowieso nicht so leicht, überhaupt noch einen klaren Gedanken zu fassen...

*****

Es machte Lars rasend nicht zu wissen, was Charlotte gerade trieb. Vermutlich malte es ihm seine Phantasie viel schlimmer aus, als die Realität aussah, aber nach ihrer abweisenden SMS gestern Abend und der Tatsache, dass sie seine fünf Anrufversuche im Anschluss daran ignoriert hatte, mochte er sich nicht ausmalen, wie sie Weiberfastnacht feierte. Köln war ein Sündenpfuhl an diesen Karnevalstagen, das wusste er aus eigener Erfahrung. Bisher waren diese Erfahrungen für ihn immer positiver Natur gewesen, heute lernte er die andere Seite kennen.
Um diesen ohnehin verdorbenen Tag die Krone aufzusetzen, hatte er heute Mittag eine SMS von Franziska erhalten, in der sie ihm geschrieben hatte, wie sehr sie sich doch freue, ihn am Samstag auf der Karnevalsfeier des Golfclubs wiederzusehen und sie sei sich sicher, ihr Krankenschwesternkostüm würde ihm gefallen. Lars war sich ebenfalls sicher, dass er Freude an diesem Kostüm finden könnte, allerdings nicht zum jetzigen Zeitpunkt. Ein weiteres Drama mit Franziska fehlte ihm momentan noch zum Supergau mit Ute. Inzwischen war er soweit, dass er überlegte, ob er über Karneval einfach in Paris bleiben sollte. Die Lust auf das jecke Treiben war ihm sowieso vergangen - abgesehen davon, dass er nie ein großer Karnevalsfan gewesen war, wahrscheinlich musste man dazu einfach in Köln groß geworden sein - aber Alkohol und Frauen hatte er an diesen Tagen dennoch immer mitgenommen, wenn sich die Gelegenheit geboten hatte. Dieses Jahr war ihm allerdings nicht danach und noch viel weniger war ihm danach, Ute wiederzusehen. Wenn er in Paris bleiben würde, wäre er nicht nur dem Karneval und Ute vorerst entkommen, er hätte auch das Problem mit Franziska gelöst. Ute würde im Leben nicht alleine auf diese Party gehen, also bestünde keinerlei Gefahr, dass Franziska etwas ausplaudern könnte. Er fand den Gedanken, einfach in Paris zu bleiben zunehmend angenehmer. Das einzige Manko war, dass er dann keine Gelegenheit hätte, mit Charlotte persönlich zu sprechen. Aber ganz offensichtlich stand ihr danach momentan sowieso nicht der Sinn. Und falls es sich noch ändern sollte, hätte er jederzeit sofort einen Zug genommen. Seine Entscheidung war gefallen, er würde die Tage in Paris verbringen. Er schickte Ute eine SMS, um ihr Bescheid zu sagen. Sie kommunizierten momentan ausschließlich per SMS und auch nur über Dinge, die unbedingt geklärt werden mussten. Ansonsten hatten sie sich gerade nur sehr wenig zu sagen und er hatte immer noch keine Idee, wie es weitergehen sollte mit ihnen und dem Kind.

3 Kommentare:

  1. Schön, dass du wieder aus dem Karneval da bist! Und schön, dass du die Tage einzeln nachholst und es nicht nur eine (lange) Zusammenfassung der Karnevalstage gibt. Das freut mich sehr :)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Danke! :) Das motiviert mich tatsächlich, die Tage jetzt auch im einzelnen weiter nachzuholen, die Versuchung einer Zusammenfassung war schon da, aber Du hast sie hiermit verhindert. ;)

      Löschen