Freitag, 11. Januar 2013

Von Grund auf böse - Donnerstag, 10. Januar 2013

Als Lotte nach ihrer Rückkehr aus der Uni am Nachmittag immer noch keine Mail von Lars vorfand, wurde sie langsam genervt. Ihr hatte bereits gestern Mittag, als sie wieder wachgeworden war geschwant, dass ihre Mail an Lars nicht die allerbeste Idee gewesen war. Männer waren selten begeistert, solche Dinge von Frauen zu hören, die sie begehrten, da bildete auch Lars keine Ausnahme, selbst wenn sie offen über ihr Treiben sprachen. Die Tatsache, dass er sich bisher ausgeschwiegen hatte, deutete sie so, dass er tatsächlich ein wenig angesäuert war. Positiv formuliert könnte man auch sagen, dass er eifersüchtig war. Sie hatte es vorhin mit Doro diskutiert und sie hatte natürlich gemeint, es würde Lars überhaupt nicht schaden, er habe schließlich keinerlei Ansprüche ihr gegenüber, sie könne machen, was sie wolle und wenn es ihn ärgere, so solle er sich erst einmal an die eigene Nase packen, immerhin tue er seiner Frau das auch an, nur in verstärkter Form. Unrecht hatte sie ja nicht. Aber es würde kaum der richtige Weg sein, das Lars jetzt so zu kommunizieren. Sie hatte aber auch keine Lust noch länger zu warten, zumal er heute aus Paris zurückkam. Vielleicht bestand ja eine Möglichkeit, dass sie sich wieder treffen könnten während seiner Tage in Köln.



Betreff: Halloooo?!
Von: Anne-P.De-Mon@hotmail.de
An: L.Laslandes@koelnmail.de
 
15:57 10.01.2013
 
Hallo Lars,
 
was ist los, warum antwortest Du nicht? Ich hoffe, Du bist mir nicht böse?
 
Ich würde mich freuen, wenn wir uns die Tage wieder sehen könnten. Melde Dich!
 
Liebe Grüße
 
Lotte
 
 
 
Das sollte erst einmal reichen. Sie sah nicht ein, sich für irgendetwas zu entschuldigen.
Nur fünf Minuten später blinkte seine Antwort auf. 



Betreff: RE: Halloooo?!
Von: L.Laslandes@koelnmail.de
 
An: Anne-P.De-Mon@hotmail.de
16:02 10.01.2013
 
Hallo Charlotte,
 
doch, ich bin böse. Sehr sogar.
 
Lars 



Charlotte war baff. Sie hatte weder mit einer so prompten Antwort noch mit einer Antwort in dieser Form gerechnet.




Betreff: RE: RE: Halloooo?!
Von: Anne-P.De-Mon@hotmail.de
An: L.Laslandes@koelnmail.de
 
16:07 10.01.2013
 
Hallo Lars,
 
böse auf mich oder von Grund auf böse?
 
Lotte
 
*****
 
Lars musste grinsen. Jetzt hatte sie ihn. Schlagfertig war sie ja. Aber er würde das Spiel mitspielen. 




Betreff: RE: RE: RE: Halloooo?!
Von: L.Laslandes@koelnmail.de
 
An: Anne-P.De-Mon@hotmail.de
16:09 10.01.2013
 
Hallo Charlotte,
 
was würdest Du vermuten? 

Lars



Betreff: RE: RE: RE: RE: Halloooo?!
Von: Anne-P.De-Mon@hotmail.de
An: L.Laslandes@koelnmail.de
 
16:12 10.01.2013
 
VON GRUND AUF BÖSE!!! :P
 
 
 Lars musste lachen. Er hatte keine andere Antwort erwartet. Sollte sie erstmal schmoren, er musste zum Zug und würde ihr heute Abend in Ruhe antworten, es schadete ihr nicht, jetzt wieder ein wenig zu warten.



Betreff: RE: RE: RE: Halloooo?!
Von: L.Laslandes@koelnmail.de
 
An: Anne-P.De-Mon@hotmail.de
23:28 10.01.2013
 
Liebe Charlotte,
 
vielleicht bin ich auch von Grund auf böse. Oder von Grund auf böse auf Dich. Ganz ehrlich, ich war ein wenig böse auf Dich. Weil Du Dich so einfach am Süßigkeitenautomaten angeln lässt und mir das dann auch noch stolz erzählst. Ich weiß, ich weiß, Du bist mir keine Rechenschaft schuldig und jeder von uns kann machen, was er will. Natürlich lebe ich es auch aus, aber am besagten Abend habe ich es nicht getan. Ich will jetzt einfach mal ehrlich zu Dir sein, auch wenn es möglicherweise eine dumme Idee ist, aber ich erzähle Dir, was passiert ist. Ein Kollege fragte mich, ob wir an dem Abend ausgehen sollten, er wollte mich mit seiner Schwester bekannt machen. Claudine ist eine ganz Hübsche, genau mein Typ, er hatte sich etwas dabei gedacht und sie mir vorher bereits ordentlich angepriesen. Insofern wäre ich an diesem Abend sehr einfach an einen "Braten" gekommen. Aber ich hatte keine Lust. Es hat mich selber sehr verwirrt, aber als ich in mich hineingehorcht habe, habe ich erkannt, dass ich keine Lust auf irgendeine andere Frau hatte, weil ich mich so sehr nach Dir gesehnt habe. Ich musste an Dich denken, wie Du am Sonntag in meinen Armen lagst und wie gut es sich anfühlte. Auch, was ich dabei für Dich empfunden habe und dass ich so etwas noch nie für eine andere Frau, vorallem leider auch nicht für die, mit der ich verheiratet bin, empfunden habe. Deswegen bin ich nicht ausgegangen. Ich wollte nur Dich an diesem Abend und sonst keine. Und dann habe ich am nächsten Morgen so eine Mail von Dir, wo Du mir berichtest, wieviel Spaß Du mit dem Süßigkeitenhansel hattest. Ich war sauer, richtig sauer. Keine Sorge, ich gebe Dir keinerlei Schuld, Du hast schließlich nichts Unrechtes getan und ich bin es selbst schuld, wie es gerade läuft. Trotzdem, es ist kein schönes Gefühl, wenn man einerseits gerade festgestellt hat, dass es diese großen Gefühle gibt, die zudem eigentlich nicht sein dürften, und andererseits, wenn man als Mann schon seine Triebe zügelt, dann am nächsten Morgen von der Angebeteten erfährt, dass sie sich anderweitig vergnügt hat- Wie gesagt, kein Vorwurf an Dich, es ist mein Problem.
Wenn ich gerade schon dabei bin, kann ich Dir die Geschichte auch noch zu Ende erzählen, auch wenn nun der Teil kommt, auf den ich wenig stolz bin und der Dich ebenfalls nicht erfreuen dürfte. Aber vielleicht können wir trotzdem beide etwas davon mitnehmen. Zuvor sei aber nebenbei erwähnt, dass ich bereits anderthalb Flaschen Rotwein intus habe, anders konnte ich den Abend mit Ute nicht ertragen, aber dadurch bin ich wohl auch etwas redseliger.
Also, wie bereits erwähnt, hast Du mit Deinem Treiben meine Eitelkeit empfindlich verletzt und ich habe der einzig logischen, typisch-männlichen Trotzreaktion nachgegeben und mich gestern Abend doch noch mit Pierre und seiner Schwester in einer Bar getroffen. Danach habe ich Claudine nach Hause gebracht und bin ihrer Einladung auf einen Kaffee, und natürlich, Du kannst es Dir denken, auch mehr, gefolgt. Sozusagen als Rache für Dein Tun, um die verletzte Eitelkeit wieder zu polieren. Es war eine Scheißidee, mindestens so idiotisch wie Dir das gerade alles hier zu schreiben. Während wir bei ihr auf dem Sofa saßen, wurde mir klar, wie dämlich mein Handeln gerade ist, aber natürlich macht man(n) in dieser Phase keinen Rückzieher mehr. Sie hat sich auch wirklich Mühe gegeben und war sehr hübsch anzuschauen, gar keine Frage. Aber ich hatte selten so schlechten Sex. Es lag nicht an ihr, es lag nicht am Sex, es lag an mir. Ich wollte Dich, nicht sie, es hat sich einfach alles falsch angefühlt.
Charlotte, ich hatte solche Skrupel noch nie. Du weißt, wie ich es immer mit meinen Frauen gehandhabt habe, ich habe mich immer anderweitig vergnügt und da war nie ein schlechtes Gewissen mit zwischen den Kissen. Es ist kein angenehmes Gefühl und ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll. Neben dem Gefühl an sich ist da noch die drängende Frage, warum ich so etwas für Dich empfinden kann, aber für alle anderen, speziell meine Frau oder meine anderen Beziehungen, nie empfunden habe. Tatsächlich macht es mir ein wenig Angst und ich muss mir überlegen, wie ich damit umgehe.
Ich weiß auch noch nicht, ob wir uns sehen können. Vielleicht wäre ein bisschen Abstand gar nicht schlecht.
 
Was macht Deine Gesundheit? Es scheint wohl alles wieder gut zu sein, sonst hättest Du Dich nicht rumgetrieben, oder?
 
Wahrscheinlich wird mir diese Offenheit hier morgen früh genauso leid tun, wie Dir Deine Mail hätte leid tun sollen. Aber ich habe schließlich auch getrunken.
 
Schlaf gut, ich lege mich jetzt neben die Politesse und träume von Dir...
 
Lars

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