Mittwoch, 16. Januar 2013

Falle zu?! - Mittwoch, 16. Januar 2013 (Part II)

Lars hatte während der Vorlesung extreme Konzentrationsprobleme gehabt und mehrfach den Faden verloren, was sonst überhaupt nicht seine Art war. Normalerweise gab es nur wenige Dozenten, die so souverän Reden schwingen konnten wie er. Doch heute war alles anders, er fühlte sich tatsächlich das erste Mal in seinem Leben mit seinem Liebesleben überfordert. Seine Gedanken rauschten ständig hin und her, vom bevorstehenden Wiedersehen mit Ute am nächsten Tag zur Frage, wie er mit Franziska weiter verfahren sollte, hin zu sehnsüchtigen Gedanken an Charlotte. Er verspürte fast eine Art Sehnen danach, einfach ruhig und solide mit ihr zusammen zu sein und dadurch solchen Problemen wie mit Ute und Franziska für immer zu entgehen. Aber dafür würde er erst einmal etwas tun müssen. Und inwieweit er Franziska wirklich entgehen wollte, stand sowieso noch auf einem ganz anderem Blatt. Sein Verstand sagte ihm sehr deutlich, dass er ihr in aller Klarheit eine Absage erteilen musste und kein weiteres Risiko eingehen durfte, weil sie ihn um Kopf und Kragen in der Gesellschaft bringen konnte. Wenn sein Ansehen im Golfclub litt, würde er dadurch viele weitere Probleme bekommen, da war er sich sicher. Franziskas Vater war einer der angesehensten Männer der Stadt, ein Anwalt mit vielen Verbindungen, der ihm bisher immer nützlich gewesen war. All das durfte er sich nicht verscherzen. Man würde es ihm im Golflcub zweifellos verzeihen, wenn er Ute gegen Franziska eintauschen würde, es würde geredet werden, aber viele würde eine solche Entscheidung verstehen können. Franziska war anerkannt, geschätzt, gebildet, wunderschön und aus gutem Hause, Ute war ein Aschenputtel gegen sie. Wenn es das wäre, damit würde er durchkommen. Aber er wollte sie ja gar nicht ganz. Und eine Affäre würde je nach Ausgang für sehr viel böses Blut sorgen, selbst wenn er sich kurz danach von Ute trennen würde, so würde es die Sache nicht erleichtern, wenn er danach Charlotte in den Golfclub einführen würde. Nein, es ging nicht, er musste das vernünftig regeln. Vielleicht sollte er Ute einfach alles beichten, sie ahnte es sowieso und würde ihm wahrscheinlich verzeihen. So konnte Franziska ihn nicht erpressen und es würde nicht zu weiteren Ereignissen kommen, die ihn in die Bredouille bringen könnten. Selbst wenn sie es im Golfclub erzählen würde, würde ihm das nicht viel Ärger einbringen. Jeder hatte mitbekommen, wieviel er getrunken hatte und wie sehr Franziska ihn angebetet hatte. Er war sich sicher, keiner der Herren hätte die Chance nicht genutzt, hätte er sie gehabt.
Andererseits wäre es wesentlich bequemer, wenn sie die Sache wirklich einvernehmlich zu Ende führen könnten. Er fand, man konnte Franziskas Mail auch in diese Richtung interpretieren. Sie wusste, dass er verheiratet war und wenn er ihr deutlich machen würde, dass er dies nicht ändern wollte, so würde sie sich vielleicht wirklich damit zufrieden geben, noch einmal richtig mit ihm geschlafen zu haben und alles wäre gut, sie beide hätten noch ein wenig Spaß gehabt und Ute müsste nichts erfahren. Er merkte, wie sich allein beim Gedanken, Franziska doch noch einmal komplett zu vernaschen, etwas in seiner Hose regte.
Er würde sich mit ihr treffen, aber zu seinen Bedingungen. Er würde sich nicht von ihr erpressen lassen.



Betreff: Na schön...
Von: L.Laslandes@koelnmail.de
 
An: Franzilein@koelnmail.de
20:51 16.01.2013

Franziska, Franziska,

Du verdorbenes kleines Miststück! Ich muss ganz ehrlich sagen, ich hätte es Dir nicht zugetraut. Aber das war nach Deiner Leistung am Samstag Abend eindeutig mein Fehler, es tut mir leid. 
Wenn es Dir also, wie Du behauptest, tatsächlich nur darum gehen sollte, Dir das zu holen, was Dir Deiner Meinung nach nach Samstag noch zusteht, so sollst Du es bekommen. Ich werde diesen unterschwelligen Vorwurf, es Dir nicht besorgt zu haben, so natürlich nicht im Raum stehen lassen. Aber danach sollte es dann getan sein. Einmal, mehr nicht. Und danach kein Wort mehr. Ich bin verheiratet und ich habe nicht vor, etwas daran zu ändern.
Falls es also wirklich das ist, was Du willst, so schlage ich Dir den Freitag Nachmittag vor. Am Samstag Abend gehöre ich Ute - wie sonst auch, aber diesen Freitag Nachmittag würde ich Dir als einmaliges Angebot bieten, meine Schulden zu begleichen.
Also?

Lars


Schon nach fünf Minuten erhielt Lars seine Antwort. Als hätte sie nur auf ihn gewartet...




Betreff: RE: Na schön...
Von: Franzilein@koelnmail.de
An: L.Laslandes@koelnmail.de
20:56 16.01.2013

Du nennst mich Miststück? Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen!
Aber gut, so passen wir immerhin zusammen. Ich dachte mir schon, dass Du versuchst, so zu tun, als würdest Du die Zügel in der Hand halten, aber trotzdem nicht widerstehen könntest. Wenn es Dir damit besser geht, soll es so sein. Also am Freitag bei mir, sagen wir 15 Uhr? Oder wann immer es Dir beliebt... Wo ich wohne, weißt Du? Direkt am Chlodwigplatz, die Adresse steht aber auch im Clubheft.
Bis Freitag, ich freue mich!
Franzi


Lars seufzte. Vielleicht war sie wirklich genauso abgebrüht und wollte nur einmal ihren Spaß haben. Auf Dauer wollte sie bestimmt sowieso keinen Kerl, der so viel älter war. Er spürte eine gewisse Vorfreude in sich aufsteigen. Nun musste er sich nur noch um ein Alibi kümmern, aber am Freitag Nachmittag konnte er leicht einen Termin mit einem Kölner Kollegen vorschieben.
Er fragte sich, was Charlotte wohl die ganze Zeit trieb. Ob sie sich wohl auch anderweitig vergnügte? Er wollte es sich nicht vorstellen. Hoffentlich hatte sie nicht diesen Kerl vom Süßigkeitenautomaten wiedergesehen. Oder Jan. Oder irgendeinen anderen Kerl. Sie war so hübsch, er war sich sicher, sie konnte jeden haben, den sie wollte. Er würde ihr wenigstens ein kurzes Lebenszeichen schicken, damit sie ihn nicht bis zum Wochenende vergessen hatte. Außerdem wollte er sie nicht so lange warten lassen. Er hatte gerade das Fenster für eine neue Mail geöffnet, da entschied er sich, ihr eine SMS zu schicken. Das war irgendwie unmittelbarer, näher. Und es sah nicht so leer aus, wie eine kurze Mail. Er wollte sie direkt erreichen.

Lottchen, ich denk an Dich und Du fehlst mir so wahnsinnig, in so vielen Bereichen, das kannst Du Dir überhaupt nicht vorstellen. In Gedanken bin ich immer bei Dir, glaub mir das. Ich melde mich, ganz bald! Lars 

*****

Lotte hatte sich gerade auf die Couch gefläzt, um den Bachelor zu gucken, als ihr Handy klingelte. Sie stöhnte genervt. Wahrscheinlich war es wieder ihr Bruder, der gerade dabei war, eine neue Flamme zu erobern und vor jeder SMS an diesem Abend ihre Meinung dazu wissen wollte. Sie war geneigt, das Handy einfach zu ignorieren und sich ihrer wöchentlichen Trash-Dosis zu widmen, hatte dann aber doch Mitleid und bekam fast eine Herzattacke, als sie Lars Namen über der Nachricht leuchten sah. Sie hatte im besten Fall mit einer Mail von ihm gerechnet, aber nicht mit einer SMS. Wie lieb er schrieb, er schien sie wirklich zu vermissen. Sie war gerührt und gleichzeitig beruhigt, dass sie seinen Worten wohl trauen konnte.

Ich vermisse Dich auch, viel mehr noch als ich gedacht hätte! Freu mich so sehr auf Dich! Kuss

Lotte las nochmal die SMS, die sie gerade rausgehauen hatte und musste lachen. Wie das klang. Solche Gefühlsduseleien waren normalerweise so gar nicht ihre Art. Sie musste retten, was zu retten war.

Scheiße, wie sich das anhörte gerade! Keine Sorge, ich bin nicht plötzlich romantisch geworden! Da siehst Du, was der Entzug mit mir anrichtet... ;-) Aber ich habe die Zeit sinnvoll genutzt und mich endlich um Dein Weihnachtsgeschenk gekümmert. Du darfst Dich freuen!

Es dauerte nur zwei Minuten, dann hatte sie eine Antwort. Dabei hatte sie nicht erwartet, dass er überhaupt noch einmal antworten würde.

Das hörte sich unglaublich süß an! (Ja, ich kann auch sülzen...) Lottchen, ich bin froh, dass Du das geschrieben hast. Und ich bin gespannt wie blöd auf dieses Geschenk, ich male mir gerade die tollsten Sachen aus. Wir sehen uns ganz bald, ich versuche/hoffe, schon dieses Wochenende, wenn Du magst. Kuss

Lotte erwischte sich dabei, wie sie verträumt über ihr Handy streichelte. Sie rief schnell nach Schröder und ließ ihm die Streicheleinheiten zukommen, bevor es noch peinlicher wurde.
 

6 Kommentare:

  1. Huihui, Franziska bringt ja eine ganze neue Wendung in die Geschichte. Für Lars würde es mich fast freuen, wenn sich endlich mal einer seiner Braten als schwer verdaulich erweisen würde. Sowas geschieht ihm nur Recht!
    Arme Ute. Ich finde es ist nochmal was ganz Anderes ihr einen so konkreten Verdacht auszureden als sie einfach "nur so" ahnungslos zu betrügen.

    Über Lotte musste ich neulich die Augen verdrehen - was muss sie auch grade Jan eine Sms schreiben. Sie soll sich doch wenn lieber nochmal mit dem Süßigkeitenautomaten vergnügen, das soll doch auch ganz gut gewesen sein.
    Ich überlege ob der Leser weiß wer der Empfänger des Briefes von Lotte ist, der Kaffee&Zigarette frühstückt. Jan? Ich sollte nachlesen, ob das aufgelöst ist und ich es überlesen habe.

    Schade, dass Lotte hier nur eine fiktionelle Person ist. Die Schnee-Fotos hätte auch ich als Frau gerne gesehen - so rein aus Interesse!

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hihi sehr schön gesagt mit dem Braten. Mal sehen, ob dieser ihm noch bitter aufstoßen wird. ;)

      Warum Lotte gerade Jan kontaktieren musste, wird bald noch einleuchtender werden. Und ja, er ist der Empfänger des Briefes, irgendwo stand das mal. Ich glaube, als sie sich zufällig auf der Zülpicher Straße begegnet waren beim Feiern.

      Ja, die Schneefotos... die hätte wohl so mancher gerne mal gesehen... *grins*

      Löschen
    2. Da kann ich Marie übrigens nur zustimmen... geschieht Lars wirklich Recht.

      Und mich würden auch immer die Fotos interessieren, ich hätte ja gerne mal Utes neue Frisur gesehen :)

      Löschen
    3. Finde ich auch. Mal sehen, ob Lars auf die Nase fällt, gleich ist es ja soweit mit dem Treffen. ;)

      Ja, nun also doch wieder braun und kurz, mal sehen, was als Nächstes kommt. Aber Lars schien ja ganz angetan gestern. :)

      Löschen
  2. Okay, vielleicht hätte ich erst mal den zweiten Teil lesen sollen :)
    Lars sollte sich endlich eingestehen, dass er vielleicht doch nicht so der Aufreißer ohne Gefühle ist, der er gerne wäre.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ist halt die Frage: Ist er das oder ist es nur Taktik? *g*

      Löschen